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mit:forschen!

Die Plattform für Citizen-Science-Projekte aus Deutschland: Mitforschen, präsentieren, informieren!

„Talking Trees“

Kiefer in Burglengenfeld. Foto: A. Debel
Talking Trees- also Bäume, die sprechen können? Wäre es nicht wunderbar, wenn Bäume ihr Wohlbefinden und ihre Bedürfnisse formulieren könnten? „Es war so trocken die letzten Tage, bitte gießt mich“, zum Beispiel?! Tatsächlich. Im Rahmen des Forschungsprojekts BayTreeNet lassen wir Talking Trees über Schüler*innen mit uns allen kommunizieren.
Ort
Projektzeitraum ab
Mai 2019
Projektende
Dezember 2024
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Kontakt

Prof. Dr. Achim Bräuning

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Institution

FAU Erlangen-Nürnberg

Institut für Geographie

Bayklif

BayTreeNet

Erle in Bad Neustadt a.d.Saale. Foto: A. Debel
Worum geht es in diesem Projekt?

Die Auswirkungen des Klimawandels werden oft mit Orten verbunden, die weit entfernt sind. Wie sich eine sich ändernde Klimadynamik bei uns vor Ort auswirkt, ist vielen, vor allem Schüler*innen oft nicht bewusst. Da Wälder ein wichtiger Bestandteil unseres täglichen Lebens sind und neben der Holzproduktion auch immer mehr Bedeutung als Naherholungsort gewinnen, eignen sie sich gut, um regionale Klimafolgen sichtbar zu machen. Ein sich änderndes Klima mit gerade in den letzten Jahren heißeren und trockeneren Sommern führte bereits zu großen Schäden und teils zum Absterben vieler heimischer Baumarten. Mit dem Projekt wollen wir die räumliche Wirksamkeit konkreter Klimaereignisse auf bayerische Waldökosysteme anhand der Talking Trees verdeutlichen. Talking Trees sind Bäume (bisher an 11 Standorten in Bayern), die mit Messinstrumenten ausgestattet sind, welche baumphysiologische Reaktionen, wie Schwankungen des Stammdurchmessers und den Wassertransport messen. Diese Baumdaten werden in Echtzeit auf unsere Homepage (https://baytreenet.de/) übertragen, womit eine genaue Beobachtung der Baumreaktionen auf aktuelle Witterungsbedingungen ermöglicht wird. Auf der Homepage werden neben den physiologischen Daten (Durchmesser und Saftfluss) auch die aktuellen Klimadaten (Niederschlag und Temperatur) an jedem Baumstandort mit angezeigt. Ein Strömungsfilm über Zentraleuropa gibt zudem Rückschlüsse über die vorherrschenden Hoch- und Tiefdruckgebiete, die den meisten aus dem Wetterbericht bekannt sind. Indem Schüler*innen von Partnerschulen jeweils einen Baum in ihrer Nähe betreuen und die Daten "ihres" Talking Trees in Alltagssprache übersetzen, müssen sie zunächst die Baumreaktionen analysieren und mit dem aktuellen Wettergeschehen vor Ort verknüpfen. Es entstehen kurze Texte zu den Baum- und Wetterdaten, die auf unserer Homepage und auf „X“ veröffentlicht werden. Somit wird eine breite Öffentlichkeit angesprochen und zeitnah über aktuell stattfindende Auswirkungen von Witterungsextremen und Klimawandel in Bayern informiert. Das Netzwerk der Talking Trees“ stellt so ein wertvolles Monitoring-Instrument dar, womit die komplexen ökologischen Auswirkungen von Witterungsereignissen auf Bäume bzw. Wälder einer breiten Öffentlichkeit und insbesondere Schüler*innen nähergebracht werden. Im Idealfall kann auch Wissen über die Umweltwirksamkeit atmosphärischer Strömungen und extremer Klimaereignisse vermittelt werden. Klimafolgenforschung und Umweltbildung gehen hier Hand in Hand und jede*r kann die Wirkungen des Klimawandels auf lokaler bzw. regionaler Ebene beobachten. Mit den Erkenntnissen der Klima- und Baumforschung, sowie dem Einbeziehen der Talking Trees können neue und innovative Unterrichtskonzepte entwickelt werden, die zu einer verbesserten Ausbildung künftiger Entscheidungsträger*innen zur Thematik des Klimawandels in Bayern beitragen.

Wie können Bürger*innen mitforschen?

Die Schüler*innengruppen betreuen jeweils einen Baum, der entweder auf ihrem Schulhof, oder ganz in ihrer Nähe steht. Die Baumreaktionen (Durchmesser und Saftfluss) werden auf unserer Homepage in Echtzeit abgebildet, welche die Schüler*innen dann interpretieren und mit der aktuellen Witterung in Verbindung bringen. Anschließend verfassen sie kurze Texte zum aktuellen Befinden ihres Talking Trees, die sowohl auf unserer Homepage als auch über die Plattform „X“ (ehemals Twitter) veröffentlicht werden. Eine umfassende Erklärung zu den Baumreaktionen (Wassertransport im Holz, Schwellen und Schrumpfen des Stammes, sowie radiales Wachstum) wurde zu Beginn des Projekts in einem Workshop erklärt, außerdem stehen die Projektmitglieder zum Beantworten der Fragen bereit. Zielgruppen für das Forschungsprojekt sind hauptsächlich Schulen mit Schüler*innen im Teenageralter, sowie öffentliche (Bildungs-) Einrichtungen, die Interesse an einem eigenen Talking Tree haben. Ein grundlegendes Verständnis für die Interpretation der physiologischen Baumdaten, sowie der sichere Umgang mit Social-Media-Kanälen für die Kommunikation sollte vorhanden sein. Ein einstündiger Workshop in Videoformat, der das Konzept und die Umsetzung thematisiert, ist vorhanden. Bei weiteren Fragen oder Interesse an einem Vor-Ort-Termin stehen wir als Projektteam zur Verfügung. Außerdem freuen wir uns über alle Follower und jeden Repost, um die Sichtbarkeit unserer Talking Trees zu erhöhen. Die Texte über die individuellen Baumreaktionen sollen möglichst viele Mitbürger*innen erreichen, um so auf den Klimawandel auch direkt vor unserer Haustür aufmerksam zu machen.

Was passiert mit den Ergebnissen?

Die Posts werden sowohl auf unserer Homepage- zusammen mit den Baum- und Wetterdaten, als auch auf der Plattform „X“ veröffentlicht. So wird zudem eine Interaktion zwischen den verschiedenen Schul- bzw. Baumstandorten ermöglicht, um sich z.B. über regionale Unterschiede auszutauschen. Die didaktische Begleitforschung integriert die Ergebnisse der textenden Schulklassen in neue, adäquate Unterrichtskonzepte für die Bildung für nachhaltige Entwicklung. Der Inhalt der Texte gibt Rückschlüsse über das Verständnis von Schüler*innen zu den baumphysiologischen Vorgängen, aber vor allem über die Fähigkeiten diese mit dem aktuellen Wettergeschehen im Kontext des Klimawandels in Verbindung zu bringen. Mögliche Lücken und Verständnisschwierigkeiten können so in einem neu entwickelten Lehrkonzept berücksichtigt und behoben werden. Die Baumdaten und geposteten Texte werden außerdem bei Forschungs- und Projektvorträgen, Workshops, sowie Magazinbeiträgen präsentiert. Die Posts werden sowohl auf unserer Projekthomepage als auch auf „X“ angezeigt. Generell befinden sich alle relevanten Daten auf der Projekthomepage, die Rohdaten der Baummessungen werden gespeichert und können bei Bedarf angefragt werden.

Wozu trägt die Forschung bei?

Zum einen wollen wir feststellen, wie Bäume auf die sich ändernde Klimadynamik reagieren. D.h. kurzfristige Baumreaktionen auf Wetter und Witterung werden beobachtet und liefern die Grundlage für Rückschlüsse über mögliche Klimawandelreaktionen. Außerdem werden verschiedene Baumarten und Orte mit unterschiedlichen Standortbedingungen untersucht, was Rückschlüsse über baumartspezifische und standortbedingte Baumreaktionen ermöglicht. Diese Forschungen tragen zur klimaangepassten Auswahl von Baumarten in den Wäldern der Zukunft bei. Im Bereich Klimaforschung können Wetterextremereignisse, sowie Wettermuster erkennbar werden und ebenfalls in den Kontext des Klimawandels eingeordnet werden. Das übergeordnete Ziel ist jedoch die Wissenschaftskommunikation. Wichtige Aspekte des Klimawandels, v.a. die lokalen Auswirkungen werden so nicht nur Forschenden bewusst und sichtbar, sondern zukunftsgestaltende Jugendliche können ein Bewusstsein für Umwelt-Klima-Relationen entwickeln und mögliche Auswirkungen erkennen. Daneben sollen auch Bürger*innen zukünftig, z.B. über weitere Social Media Plattformen über Baumreaktionen und Witterungsphänomene informiert.

Was sind die (Zwischen-)Ergebnisse des Projekts?

Die Daten zeigen deutlich, wie Baumdurchmesser und Saftfluss auf die jeweilige Witterung reagierten. Regenereignisse, aber auch Dürrephasen ließen sich anhand der Baummesswerte deutlich erkennen. Die Schüler*innen konnten diese Reaktionen erkennen und auch mit dem Wetter verknüpfen. Erkennbar wurde außerdem, wie unterschiedlich das Wetter und somit auch die verschiedenen Baumreaktionen an den verschiedenen Standorten in Bayern ausfielen.