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SilverScience - Seniorische Sozialforschung

Vor allem ältere Menschen sind im Alltag mit der Ambivalenz zwischen Chancen, Zwängen & Herausforderungen der Digitalisierung konfrontiert. Im Rahmen von „SilverScience - Seniorische Sozialforschung“ erforschen Senior*innen aus dem Allgäu als so genannte Co-Forschende diese Ambivalenz.
Ort
Projektzeitraum ab
April 2022
Projektende
Dezember 2022
Kontakt

Eva Konrad & Anna Westbrock

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Institution

IGG - Institut für Gesundheit und Generationen

Worum geht es in diesem Projekt?

Vor allem Senior*innen sehen sich im Alltag mit der Ambivalenz zwischen digitalen Chancen, Zwängen und Herausforderungen konfrontiert. So benutzen viele ältere Menschen gerne Messenger-Dienste, um mit Familie und Freunden in Kontakt zu bleiben. Jedoch verstärkt dies mitunter die soziale Vereinsamung. Angebote im öffentlichen Raum wie beispielsweise Bahn und Behördenangelegenheiten werden zunehmend digitalisiert, zum Teil ohne analoge, niederschwellige Alternativen. Um die Betroffenensicht hierauf zu erfassen und Unterstützungsangebote zu generieren, folgt das Institut für Gesundheit und Generationen (IGG) der Hochschule Kempten mit dem Altstadthaus Kempten (Bildungs- und Freizeitzentrum) bei SilverScience - Seniorische Sozialforschung einem partizipativen Forschungsansatz. Nicht über, sondern gemeinsam mit Betroffenen wird von Mai bis Dezember 2022 geforscht. SilverScience soll Allgäuer Senior*innen die empirische Sozialforschung näherbringen, um mit ihnen gemeinsam digitale Chancen, Zwänge und Herausforderungen zu untersuchen. Das Projekt zielt u. a. auf die Formulierung von Handlungsempfehlungen für kommunale Bildungs- und Freizeitzentren ab.

Wie können Bürger*innen mitforschen?

Eine aktive Partizipation ist zum jetzigen Zeitpunkt leider nicht mehr möglich. Zielgruppe des Projekts sind Senior*innen aus Kempten und Umgebung. Im gesamten Forschungsprozess von Antragstellung bis Handlungsempfehlungen bringen sie sich partizipativ als feste Co-Forschenden-Gruppe mit ihrem Erfahrungswissen ein und arbeiten gemeinschaftlich mit den Projektleiterinnen. Die Gruppe der Co-Forschenden hat sich im Frühsommer 2022 zusammengefunden. In drei Methodenworkshops wurden ihnen die grundlegende Kenntnisse zum wissenschaftlichen Arbeiten und zur empirischen Sozialforschung vermittelt. Im nächsten Schritt wurden gemeinschaftlich zwei wissenschaftliche Fragestellungen erarbeitet. Die erste wirft die Frage auf, welche individuellen Kompetenzen Allgäuer Senior*innen brauchen, um digitale Informationen beschaffen und nutzen zu können und wie diese angeeignet werden können. Mit der zweiten Forschungsfrage wird das Spannungsfeld zwischen digitaler Kommunikation nutzen zu können, zu wollen und zu müssen beleuchtet. Zur Beantwortung der Fragestellungen wurde die partizipative Forschungsmethoden World Café gewählt. Hierbei verteilen sich die Proband*innen an mehrere Tische und diskutieren über eine Fragestellung, die Antworten werden auf großen Papiertischdecken notiert. Die Proband*innen rotieren, sodass Sie im Laufe des World Cafés mehrere Fragestellungen diskutiert haben. Ende Juli 2022 wurden ca. 30 Senior*innen in diesem Rahmen befragt. Nach der partizipativen Umsetzung wertete die Forschungsgruppe die Ergebnisse aus. Für den Winter 2022 ist eine öffentliche Präsentation der Ergebnisse in Kempten geplant.

Was passiert mit den Ergebnissen?

Die Auswertung erfolgt innerhalb der Projektgruppe in einem partizipativen Verfahren, angelehnt an die qualitative Inhaltsanalyse. Hierbei wurden zunächst die Fragestellungen und Ergebnisse von den Tischdecken des World Cafés nochmals grob durch die Forschungsgruppe betrachtet und erste Kategorien gebildet. Im nächsten Schritt wurden die einzelnen Aussagen farbig den festgelegten Kategorien zugeordnet. Hierdurch wurden erste Zusammenhänge und Überschneidungen sichtbar. Die Erkenntnisse wurden in der Forschungsgruppe diskutiert und mit Fokus auf die Forschungsfragen zusammengetragen. Anschließend wurden die Ergebnisse von der Projektgruppe zielgruppengerecht und allgemeinverständlich aufbereitet. Unter anderem werden Handlungsempfehlungen für kommunale Einrichtungen formuliert. Diese sollen aufzeigen, welche Hilfsangebote seitens Senior*innen gewünscht werden und wie diese am besten zu kommunizieren sind. Ab Dezember 2022 ist eine öffentliche Posterausstellung im Altstadthaus Kempten geplant. Das gesamte Projekt wird in Blogbeiträgen auf der Website des Hochschulwettbewerbs 2022 dokumentiert. Ebenfalls erfolgen regelmäßige redaktionelle Beiträge in Allgäuer Medien.

Wozu trägt die Forschung bei?

Digitalisierung ist im 21. Jahrhundert allgegenwärtig. Nicht zuletzt deshalb rückte der achte Altersbericht der Bundesregierung im Jahr 2020 die Chancen, Zwänge und Herausforderungen der Digitalisierung im Alter in den Fokus. Digitalisierung birgt viele Potentiale für ältere Menschen, um deren Situation positiv zu beeinflussen. Jedoch zeigt sich in fast allen Lebenslagen dieser Altersgruppe die Zwiespältigkeit der digitalisierten Welt. Bei SilverScience können Senior*innen als Expert*innen der Zielgruppe ihr Erfahrungswissen einbringen, um konkrete Chancen, Zwänge und Herausforderungen der Digitalisierung in ihrem Alltag zu benennen. Als Ergebnis sollen Handlungsempfehlungen für u. a. kommunale Einrichtungen formuliert werden, inwiefern und in welchen Bereichen Unterstützungsmaßnahmen gewünscht und benötigt werden. Angebote sollen hierdurch passgenau ausgerichtet werden, um die Bedürfnisse der Zielgruppe zu erfüllen.

Was sind die (Zwischen-)Ergebnisse des Projekts?

Die finalen Ergebnisse aus dem World Café sowie die abschließende Evaluation der Partizipation werden im Dezember 2022 vorliegen. Bisher konnten wir feststellen, dass die Seniorinnen und Senioren mit viel Freude und Engagement arbeiten und ihrer Aufgabe gewissenhaft nachgehen. Die Zwischenevaluationen zeigen außerdem, dass sich Seniorinnen und Senioren ein hohes Maß an Partizipation wünschen und dieses auch in den meisten Arbeitsschritten erlebten. Wir können zudem bereits berichten, dass die gewählte Methode, das World Café, sowohl bei den Co-Forschenden als auch bei den Proband*innen sehr gut angenommen wurde und gut umsetzbar war. Nun blicken wir gespannt auf die Ergebnisauswertung.