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mit:forschen!

Die Plattform für Citizen-Science-Projekte aus Deutschland: Mitforschen, präsentieren, informieren!

Dawn Chorus

Singendes Rotkehlchen (Wolfgang Forstmeier)
Stop and Listen. Einfach einmal innehalten und der Natur zuhören. Dawn Chorus sammelt weltweit Aufnahmen des morgendlichen Vogelkonzerts, um Artenvielfalt hörbar zu machen und zu erforschen. Hier treffen sich Wissenschaft und Kunst, um treue Naturfans und neue Zuhörer*innen zu begeistern.
Projektzeitraum ab
Mai 2020
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Kontakt

Dr. Lisa Gill

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Institution

BIOTOPIA - Naturkundemuseum Bayern

LBV (Landesbund für Vogelschutz)

Dawn Chorus App bei der Aufnahme (Mika Johnson)
Die Dawn Chorus App: ganz einfach mitmachen
Weltweit Konzerte erkunden
Kinderleicht mitmachen (Leonie Liebich)
Aus Klang wird Kunst: Sonic Feather (Leonie Liebich)
Worum geht es in diesem Projekt?

Naturklänge tun gut, inspirieren und halten einen riesigen Schatz an Informationen bereit. In den ersten Corona-Lockdowns 2020 kam das öffentliche Leben weltweit fast zum Erliegen. Viele menschliche Lärmquellen verstummten. Es entstand eine mächtige Stille, die den Klängen der Natur wieder mehr Raum ließ. In diesem einzigartigen Moment entstand das Projekt „Dawn Chorus“ (engl. Chor der Morgendämmerung): Natur- und Kunstinteressierte weltweit sammeln Tonaufnahmen des morgendlichen Vogelkonzerts, um „durch die Ohren“ auf Artenvielfalt und deren Verlust aufmerksam zu machen. Jede Stimme im Konzert zeigt die Anwesenheit einer Vogelart vor Ort akustisch an. So schafft das Projekt eine Datenbasis, um Veränderungen in Artzusammensetzungen oder Verhalten zu erforschen. Wie wirken sich Klimawandel, Verstädterung oder menschgemachter Lärm auf die Vogelwelt aus? Die Auswertung der akustisch dichten Konzerte ist dabei auch für die Computerwissenschaften ein interessanter Forschungsgegenstand.

Wie können Bürger*innen mitforschen?

Bei Dawn Chorus sammeln Freiwillige Tonaufnahmen von Vogelstimmen, idealerweise am frühen Morgen, da hier viele Arten sehr aktiv sind. Wissenschaftlich standardisiert und ganz einfach geht es mit der eigens entwickelten Dawn Chorus App, die automatisch eine 1-minütige Tonaufnahme, sowie Ort (GPS) und Zeit festhält. Dabei sollte man das Gerät für die Aufnahme ablegen und sich ganz still verhalten, um Störgeräusche zu vermeiden. Zusätzlich werden Faktoren abgefragt, die Vogelgesang beeinflussen können (z.B. Wetter). Die App enthält nützliche Tipps und Tricks, wie den idealen Aufnahmezeitraum vor Ort, oder die Dreifachaufnahme. Kreative können ihren Beitrag mit Foto, Kommentaren oder Gedanken bereichern. Mit „Sonic Feather“ verwandeln sie das eigene Vogelkonzert in ein persönliches Digitalkunstwerk. Wer kein Smartphone bzw. Tablet hat, oder lieber eigenes hochwertiges Equipment einbringen möchte, kann Aufnahmen auf der Webseite hochladen. Dort gibt es viele Informationen rund ums Thema Vögel und Bioakustik, sowie zu den verbundenen Kunstprojekten. Da die Tonaufnahme die Anwesenheit einer Vogelart vor Ort akustisch dokumentiert, kann jeder mitmachen und einen wissenschaftlich wertvollen Beitrag leisten – sogar ohne Vorwissen. Vogelstimmenprofis wiederum können ihr Wissen einbringen, indem sie die Auswertung der Konzerte unterstützen. Dazu können sie sich per Email bei uns melden. Für Schüler*innen und Lehrkräfte gibt es Unterrichtsmaterial und Lehrerfortbildungen. Hauptsammelzeitraum ist der Monat Mai.

Was passiert mit den Ergebnissen?

Die Beiträge werden über App oder Webseite hochgeladen. Falls gewünscht, erscheinen sie dann öffentlich sichtbar in der Dawn Chorus Soundmap. Hier können Interessierte den Zuwachs an Aufnahmen verfolgen und Klänge aus aller Welt erkunden. Die Karte lässt sich filtern, z.B. nach Vogelart, Lebensraum oder „Sonic Feather“. Einen Überblick über die eigenen und insgesamt hochgeladenen Aufnahmen zeigt zudem die App unter „Konto“. Auf Facebook und Instagram gibt es Schönes, Interessantes und Kurioses an der Schnittstelle Vögel, Wissenschaft und Kunst. Hier und im Newsletter wird auch über Aktuelles berichtet. Auf der Webseite präsentieren sich unter „Kunst“ die im Rahmen von Dawn Chorus bereits durchgeführten Kunstprojekte. Weitere befinden sich aktuell in der Entstehung. Der wissenschaftliche Hintergrund und laufende Teilprojekte werden unter „Wissenschaft“ vorgestellt. Noch ist es eine große Herausforderung die einzelnen Stimmen des komplexen Morgenkonzerts automatisch zu bestimmen. Dieses Problem möchten wir nun zusammen mit freiwilligen Vogelstimmenprofis und mit Partner*innen aus der Computerwissenschaft angehen.

Wozu trägt die Forschung bei?

Im akustischen Biomonitoring werden Arten über Klang nachgewiesen. Vögel sind durch ihre charakteristischen Lautäußerungen dafür besonders geeignet. Zudem liefert ihre Anwesenheit stellvertretend Auskunft über weitere Arten und Lebensräume . Die Tonaufnahmen tragen so zu einer Datenbank bei, um Veränderungen zu erforschen und aufzuzeigen. Jeder Beitrag stellt dabei ein winziges Teil eines Puzzles dar, das vollständiger wird, je mehr Menschen mitmachen. Je mehr Aufnahmen pro Ort, desto aussagekräftiger. Über Jahre hinweg zum gleichen Zeitpunkt aufgenommen, kann das akustische Abbild der Umwelt dann besonders gut verglichen werden. Die Stetigkeit bindet die Teilnehmenden aber auch emotional an ihren Aufnahmeort. So nehmen sie Änderungen, wie Baumaßnahmen, Umgestaltung von Gärten, oder das Auftreten neuer bzw. Verschwinden von Arten direkter wahr. Der Kunstaspekt spricht dabei auch Menschen an, die sonst eher wenig Kontakt zu Naturthemen haben. Denn: nur was man kennt, kann man auch schützen.

Was sind die (Zwischen-)Ergebnisse des Projekts?

Bereits zu Beginn des Projektes 2020, zeigte sich, dass Dawn Chorus weltweit begeistert und Aufmerksamkeit für die Natur schafft. Im Jahre 2021 wurde eine App entwickelt, um den Aufnahmeprozess für die Teilnehmenden zu vereinfachen und für die Wissenschaft zu standardisieren. In den Teilprojekten mit Computerwissenschaftler*innen wurde wiederholt klar, dass die automatische Auswertung des komplexen Morgenchors, aufgenommen mit verschiedensten Endgeräten, eine große Herausforderung darstellt. Dieses Thema soll nun vermehrt bearbeitet werden. Hierzu gehört im ersten Schritt die weitere Auswertung von Vogelstimmen durch Expert*innen. Interessant sind auch die Teilnehmerangaben, welche Arten sie gehört hatten. Im Vergleich mit „klassischen“, d.h. eher visuellen Vogelzählprojekten wurden teilweise ganz andere Vogelarten genannt. Die Abfrage menschgemachten Lärms zeigte, dass im Lockdown-Frühling 2020 weniger und andere menschliche Lärmquellen den Ton angaben.