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mit:forschen!

Die Plattform für Citizen-Science-Projekte aus Deutschland: Mitforschen, präsentieren, informieren!

Das Deutsche Tagebucharchiv-ein Citizen-Science-Projekt seit 25 Jahren

Ein Tagebuch wird digitalisiert. Foto: Gerhard Seitz, DTA
Wir sammeln Tagebücher, Briefe und Erinnerungen aus allen sozialen Schichten und Zeitepochen, die ehrenamtlich archiviert, transkribiert und inhaltlich erschlossen werden. Alle Daten stellen wir Nutzenden aus Wissenschaft, Medien und Kultur in einem Onlinekatalog und einer Datenbank zur Verfügung.
Projektzeitraum ab
Januar 1998
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Marlene Kayen

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Institution

Deutsches Tagebucharchiv

Das Tagebucharchiv befindet sich im Alten Rathaus von Emmendingen Foto: Gerhard Seitz, DTA
Praktikantinnen arbeiten in der Regel für ca. 8 Wochen im Archiv Foto: Gerhard Seitz, DTA
Das Archivierungsteam erfasst die Basisdaten zu neu eingegangenen Ego-Dokumenten Foto: Gerhard Seitz, DTA
Eine Freiwillige bei der Transkriptionsarbeit Foto: Gerhard Seitz, DTA
Führungen für Interessierte im Museum Foto: Gerhard Seitz, DTA
Kurrentkenntnisse sind (fast) unabdingbar Foto: Gerhard Seitz, DTA
Ein besonderes Ego-Dokument: ein winziges Tagebuch auf Zigarettenpapier geschrieben Foto: Gerhard Seitz, DTA
Im kleinen Museum mit Audioguide und Medienstation werden Tagebücher lebendig Foto: Gerhard Seitz, DTAden
Worum geht es in diesem Projekt?

Das Deutsche Tagebucharchiv (DTA) dient als Ressource für Wissenschaftler*innen, Medien- und Kulturschaffende mit einem besonderen Erkenntnisinteresse: Sie möchten ihren fachwissenschaftlichen Fokus mit der – ungefilterten – Alltagsgeschichte im jeweiligen historischen und gesellschaftspolitischen Kontext in Beziehung setzen. Die Auswertung von Tagebüchern bietet Original-Ton; sie sind ein reales Abbild der Entwicklung der Gesellschaft und unterstützen das kollektive Gedächtnis. Die Perspektiven breiter Bevölkerungskreise – unabhängig von der Herkunft, dem sozialen Status, der jeweiligen Bildungsgeschichte und weltanschaulichen Ausrichtung der Autor*innen – gewinnen in der wissenschaftliche Forschung zunehmend an Gewicht. Damit die Ego-Dokumente als Quellen genutzt werden können, müssen sie archiviert, gelesen, transkribiert, inhaltlich mit Schlagworten erschlossen und im Onlinekatalog und Datenbank zugänglich gemacht werden. Diese Arbeiten werden von freiwillig Engagierten geleistet. In einer individualisierten Gesellschaft wie der unseren trägt zum einen eine Bürgerbeteiligung zur Sicherung des gesellschaftlichen Zusammenhalts bei, zum anderen schafft die Freiwilligenarbeit einen kulturellen und sozialen Mehrwert.

Wie können Bürger*innen mitforschen?

Das Interesse am Leben anderer Menschen und Respekt für deren Lebensentwürfe und Bewältigungsstrategien sollten am Projekt Interessierte mitbringen. Vor Ort können sie sich in folgenden Bereichen engagieren: Katalogisierung und Digitalisierung der Dokumente, Pflege der Datenbank, Transkription (Kurrent, Steno), normierte Erschließung und Verschlagwortung der Dokumente (beschreibbare PDF), Eingabe der Ergebnisse in die Datenbank. Wir erproben derzeit den Einsatz von Künstlicher Intelligenz. Ein weiteres Feld ist die Mitarbeit im Recherche-Service per Volltextsuche und Selektierung von Dokumenten entsprechend der Nutzeranfragen. Wir informieren die Öffentlichkeit über unsere Arbeit durch Lesungen, Publikationen, Ausstellungen und Führungen. Außerdem geben wir regelmäßig einen Newsletter heraus und halten unsere Website und unseren Instagram-Account aktuell. Ein Mentor*innensystem gewährleistet die Begleitung und Einarbeitung von neu Interessierten. Wir ermöglichen zudem den Ehrenamtlichen die Teilnahme an Fortbildungen und Schulungen. Mehr Informationen dazu sind auch auf der Projektwebseite zu finden. Eine externe Mitarbeit ist möglich im Bereich der Transkription und/oder des Lesens und Erfassens von Ego-Dokumenten mittels einer vorgegebenen Schlagwortliste und einem strukturierten Erfassungsbogen. Die Zusammenarbeit erfolgt über einen Filesharing-Service.

Was passiert mit den Ergebnissen?

Forschungsergebnisse auf der Grundlage von Dokumenten des Archivs werden meist in Form von wissenschaftlichen Publikationen, Büchern, Presseartikeln oder TV-Dokumentationen veröffentlicht. Diese Veröffentlichungen werden z.T. auf der Webseite des Archivs vorgestellt. Die Teilnehmenden am Forschungsprozess erörtern darüber hinaus in monatlichen Mitarbeiterbesprechungen die ehrenamtlichen Aufgaben, die wissenschaftliche Nutzung des Archivs und die Anfragen zu thematischen Online- und Live-Führungen. Im dreimal jährlich erscheinenden Neuigkeitenbrief werden alle relevanten Projektaktivitäten thematisiert. Das Archiv selbst publiziert die Broschüre "Lebensspuren", eine Übersicht über die jährlichen Eingänge und über die wissenschaftliche Nutzung des Archivs. Eine weitere Feedback-Möglichkeit bietet der Zugang der Aktiven zum Onlinekatalog. Bei der Jahreshauptversammlung des Vereins werden die Teilnehmenden über die Highlights eines Jahres informiert.

Wozu trägt die Forschung bei?

Das DTA trägt zu mehreren übergeordneten Forschungsbereichen bei, da es Materialien für eine Vielzahl von Disziplinen zur Verfügung stellt. Die Hauptforschungsbereiche sind jedoch: Geschichte: Die Tagebücher, Briefe und andere Ego-Dokumente geben Einblick in die alltäglichen Erfahrungen von Menschen aus verschiedenen Zeiträumen der deutschen Geschichte. Historiker*innen nutzen diese Materialien, um ein tieferes Verständnis für das tägliche Leben, soziale Normen, politische Einstellungen und andere Aspekte der Vergangenheit zu erlangen. Soziologie und Anthropologie: Diese Materialien bieten wertvolle Einblicke in soziale Strukturen, Kultur, Interaktionen und Verhaltensweisen von Individuen und Gruppen. Psychologie: Persönliche Aufzeichnungen wie Tagebücher können dazu beitragen, individuelle menschliche Verhaltensweisen, Emotionen, Entscheidungen und Reaktionen auf bestimmte Ereignisse oder Situationen zu verstehen. Literaturwissenschaften: Tagebücher und Briefe können auch zur Untersuchung von Schreibstilen, Erzählstrukturen, Selbstausdruck und anderen literarischen Aspekten verwendet werden. Darüber hinaus können diese Materialien auch für Studien in verwandten Bereichen wie Politikwissenschaft, Gender-Studien, Kulturwissenschaft und vielen anderen verwendet werden. Das DTA trägt also zur interdisziplinären Forschung bei, indem es Quellen für eine Vielzahl von wissenschaftlichen Disziplinen zur Verfügung stellt.

Was sind die (Zwischen-)Ergebnisse des Projekts?

Das Citizen-Science-Projekt ist auf Dauer angelegt. Die Einbindung der Alltags- und Mentalitätsgeschichte in wissenschaftliche Forschungsvorhaben und in die öffentliche Kommunikation steht erst am Anfang. Das zeigen unsere Statistiken: • Die Nutzung der Ergebnisse des Citizen Science-Projekts aus dem In- und Ausland nimmt kontinuierlich zu: bis zu 250 Forschungsanfragen pro Jahr (Stand 08/2023) • Die Medien greifen das Interesse der Bevölkerung an erlebter Geschichte auf durch ausführliche Berichterstattung z.B. Mauerfall, Krieg, Pandemie, Inflation, Kindererziehung im Vergleich der Jahrhunderte, Jugendkulturen... • Autor*innen nutzen die Ego-Dokumente zur Verdeutlichung in ihren Publikationen • Die Zugriffe auf die Website ( mtl. ∅ 7.000), Instagram 1.289 Follower Stand 09/2023) steigen kontinuierlich • Die Besucher*innenzahl des angeschlossenen kleinen Museums steigt (mtl. ∅ 40-60 bei drei Öffnungstagen) und die Zahl der Teilnehmenden an öffentlichen Lesungen (2022: ca. 350) ebenfalls